Wir Menschen sind mit unserer Mitwelt und anderen Menschen vielfältig verbunden. Indem uns bewusst wird, wer und was für unser Leben wichtig ist, sollen wir erkennen, dass jedes Lebewesen der Zuwendung und Achtsamkeit bedarf. Wir sollen darauf aufmerksam werden, dass gelingendes Zusammenleben – im Großen wie im Kleinen – vom Mit- und Füreinander abhängt. Rücksichtnehmendes, achtsames und respektvolles Umgehen mit uns, mit anderen, und mit der gesamten Mitwelt, ist die Leitlinie zur Lebensführung am Erlenhof.
Gesunde Lebensführung
Zum ganzheitlichen Therapieansatz am Erlenhof gehören eine ausgewogene, gesunde, vollwertige Ernährung, regelmäßiges Zeitverbringen in der Natur, ausreichend Bewegung und Ruhe, Müllvermeidung und -trennung, sparsamer Umgang mit Ressourcen sowie der Verzicht auf umweltbelastende Produktionsmittel und Konsumartikel.
Die tägliche Nahrung bereiten wir aus biologischen Lebensmitteln zu. Die Lebensmittel stammen aus unserer eigenen Landwirtschaft oder werden von anderen Biobetrieben zugekauft. Neben einer durchgehend vegetarischen Kost gibt es an drei Tagen der Woche Fleisch oder Fisch.
Sport und andere Freizeitangebote fördern die Gemeinschaft, stärken die Fitness und ermöglichen den Aufenthalt abwechslungsreich zu gestalten. Angebote wie Fußball, Volleyball und Tischtennis sollen helfen, verschüttete Ressourcen wie Vitalität, Erlebnisfähigkeit und Begeisterungsfähigkeit neu zu entdecken.
Die geregelte Nachtruhe sorgt für ausreichend Schlaf und unterstützt damit die körperliche Regeneration.
Eine Bergwanderwoche, eine Schiwoche und diverse Sonntagsausflüge bieten die Möglichkeit, sich für die erfrischende Kraft der Natur zu öffnen.
Holistische Umweltethik
Am Erlenhof orientieren wir uns an den Prinzipien der holistischen Umweltethik (von griechisch holon = das Ganze). Alles, was existiert, hat holistisch ein Recht darauf, fortzubestehen. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt der Natur, sondern wird als ein Teil von ihr gesehen. Entscheidend ist, was der Natur als Ganzes nützt und nicht nur dem Vorteil der Menschen dient. Auch wenn der Natur ein Eigensinn und eine Eigenbedeutung zugesprochen wird, bedeutet das keineswegs, dass auch alles gleich behandelt werden muss.
Der für unsere Entwicklung als Mensch wichtigste psychologische Effekt der holistischen Ethik besteht darin, dass sie der gesamten Natur einen Eigenwert zubilligt. Dadurch verändert sie unsere Einstellung zu ihr. Zwar müssen wir Tiere, Pflanzen, Wälder, Flüsse und Meere auch weiterhin als Ressourcen nützen, doch erschöpfen sie sich nun nicht mehr darin. Sie werden unter holistischer Perspektive zu „Gegenübern“, die aus sich heraus Rücksicht und Respekt verdienen.
Am Erlenhof bemühen wir uns herauszufinden, wo genau der Zwang der Notwendigkeit beginnt, also wo genau die Grenze zwischen Leben und Luxus liegt. Dieser relativ starke subjektive Aspekt führt ohne Zweifel zu einer Verfeinerung des Verantwortungsgefühls und zu einer Stärkung der sittlichen Urteilskraft und treibt uns dazu an, das eigene Gewissen zu schärfen und dabei allmählich eine Haltung gegenüber Mensch und Natur zu verinnerlichen, die von größtmöglicher Rücksicht und Sympathie geprägt ist.
In der aktiven Zeit Ihrer Sucht haben Sie vielleicht auch - wie die meisten Suchtkranken - hauptsächlich nach der Maxime: „Ich tue nur was mir gefällt“ gehandelt. Und andere Menschen und Naturwesen haben Ihnen primär als Mittel zur Befriedigung Ihrer Bedürfnisse gedient.
Da es zur Überwindung der Suchtkrankheit immens wichtig ist, aus der zerstörerischen Selbstbezogenheit auszusteigen, bieten wir am Erlenhof dafür einen Ausweg an, den Sie mit unserer Hilfe erlernen, praktizieren und trainieren können.
Der Ausweg lautet: Du kannst als Mensch um des eigenen Überlebens willen zwar nicht umhin, andere Lebewesen immer wieder für deine Zwecke zu gebrauchen, aber tue dies wenigstens so wenig und so schonend wie möglich!